Rotkehlchen

An einem dichten Walde, Stämme bei Stämmen ragen aus Wurzelmeer, fest umschlungen von Farn und Strauch bestanden, steht ein zierlich Haus, geduckt unter tief gezogenem First. Geschmiegt in eine von den zum Walde strebenden Hügeln umschlossenen sanften Senke, umfriedet von einem niedrigen Zaun, dem Land ein Stück lebendigen Garten entlockt. Die schmale Bank vor verschlossener Tür steht verwaist und die Läden sind verschlossen; blind schaut das Haus hinaus. Allein ein Fenster steht klar im Lichte einer kleinen Lampe gegen das fliehende Licht des Tages, dass die Schatten tanzen in einem immer dichteren Reigen. Ein Knabe einsam wacht an matten Scheiben, horcht dem verstummenden Klang des Kehlchens zu, regen tut sich nur sein Atem. Zunächst sacht, doch immer lauter wird das Treiben, was da kommt von Walde, was steigt aus der hereinbrechenden Nacht, denn ein Sausen und Peitschen hat das Wetter entfacht; das Kehlchen klingt nur noch leise mit lieblicher Weise, lullt es den Knaben, sein Haupt gebettet hinter dem Fenster. Dunkel die Wolken, wie Schemen sie ziehen, zu türmen sich auf über den Bäumen. Ihre Wipfel sie zittern und wanken, Gleißen und Lärm ist hierzu der Dank.

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Babylon

Um den Turm zu Babel ist eine Stadt entstanden: manche nennen sie Babylon, die große Hure, manche nennen sie Welt, manche nennen sie Heimat.

Jene, die einst hofften den Himmel zu stürmen, die sich nicht genug ergötzen konnten an der Klarheit der Konzeption, der Schönheit des Entwurfes, mussten eines Tages mit Entsetzen feststellen, dass andere Türme neben dem ihren errichtet wurden. Manche sahen beängstigend baufällig aus, manche waren schlicht und manche prunkvoll, aber sie wuchsen mit beängstigender Schnelligkeit.

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